Unikum:
Es gibt ja die alte Sage und Legende über den Nürnberger
Trichter. Hast Du den Eindruck, dass das neue interaktiv-multimediale
Lernen eine Annäherung an diese bequeme Wissensbildung und
-anhäufung bedeutet?
Anton Lachner:
Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als könnte man tatsächlich
mit Multimedia und den ganzen neuen Technologien eigene Anstrengungen
beim Lernen bequem überwinden oder sogar völlig abschaffen.
Das ist allerdings nur auf den ersten Blick so, denn wenn man
Wissen bzw. Daten auf sich einströmen lässt, ohne sie
zu verarbeiten, dann gehen Sie in ein Sinnesorgan hinein und beim
anderen wieder hinaus. Beim Nürnberger Trichter kamen die
Daten schon wegen der Inkompatibilität der Schnittstelle
gar nicht erst an. Und wenn es funktioniert hätte, dann hätte
man die Informationen bestimmt sofort wieder vergessen, damit
sie einem nicht unverarbeitet schwer im Magen liegen. Man muss
also auch beim Einsatz neuer Medien den Kopf anstrengen und sich
überlegen, was man mit den so zugänglichen Informationen
macht.
Unikum:
Es braucht also trotzdem Zeit zum Verarbeiten, das umzusetzen.
A.L.:
Selbstverständlich. Es ist halt nicht damit getan, Information
einfach zu konsumieren oder zu sammeln und auf einem Berg von
Informationen zu sitzen ohne darüber zu reflektieren. Es
ist ja wie beim Fernsehen. Wir haben jetzt 30, 40 Kanäle,
die via Kabel und Satellit zu uns kommen, darunter viele fremdsprachige,
aber jeder Mensch hat nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung,
und wenn man die täglich nötigen Verrichtungen davon
abzieht, bleibt nicht mehr viel übrig, um sich mit dieser
Informationsflut sinnvoll auseinanderzusetzen. Wenn man einfach
durch die Kanäle zappt, und im Minutentakt der Fernbedienung
Portugal, die Türkei, England usw. an sich vorbeiziehen lässt,
dann erhält man auch kein vertieftes Verständnis von
den kulturellen oder politischen Zusammenhängen in diesen
Ländern. Wenn man die Informationen richtig und gewinnbringend
verwenden und auswerten will, dann muss man sich einfach Zeit
nehmen - das war ohne die neuen Medien ja auch nicht anders.
Unikum:
Meinst Du mit "richtig" zum Beispiel, dass informieren
selektieren bedeutet. Man hat heute massenhaft Informationen.
Man muss das Ganze filtern.
A.L.:
Das ist sicher ein wichtiger Aspekt, dass man sich überlegt,
welche Informationen, die auf einen einströmen, sind die
richtigen für mich und den Zweck, den ich verfolge. Ich glaube,
dass es da vermutlich in der Zukunft - in naher Zukunft schon,
auch im didaktischen Bereich - eine Herausforderung ist, sich
auch Verfahren zu überlegen, um die Daten zu filtern. Ich
meine, wenn jemand an einem elektronischen Netz, an einer Usergroup
angeschlossen ist...
Unikum:
Das ist genau das. An einem Diskussionsforum...
A.L.:
... was da an Informationen auf einen alles einströmt! Man
hat ja hier schon gar keine Zeit mehr, die einzelnen Informationen
alle zu lesen. Und für Lernende, die ja oft ganz am Anfang
stehen und gar nicht wissen, was sie erwartet, ist es um ein Vielfaches
schwieriger, herauszufinden, was für sie eigentlich letzten
Endes wichtig ist. Hier braucht es also Menschen, denn Programme
können das sicher nicht leisten, die diese Informationen
kanalisieren, klassifizieren, systematisieren, um sie dann letzten
Endes auch adressatenspezifisch verfügbar zu machen.
Unikum:
Zur nächsten Frage. Ich bekam einen Eindruck vom Medienlernzentrum,
sah Tür an Tür, parallel dazu die Regale der Basisbibliothek
voll Bücher mit tollen Einbänden und Titeln, noch echte
analoge Ware. Wird es nach Deiner Einschätzung in absehbarer
Zeit möglich sein - oder besteht eine Gefahr -, dass z.B.
CD-ROMs Enzyklopädien aus diesen Regalen verdrängen.
Oder anders gefragt, sind CD-ROMS die Konkurrenz zu Büchern?
A.L.:
Das Medienlernzentrum wurde bewusst so konzipiert, dass es in
räumlicher Einheit zur Basisbibliothek steht. Es soll hier
kein Widerspruch der Medien zementiert werden, sondern diese Nähe
verkörpert vielmehr die komplementäre Einheit der verschiedenen
Medientypen. Wenn man heute von Medien spricht, meint man oft
fälschlicherweise nur die neuen Medien, obwohl die Bücher
ja auch dazugehören. Das Schlagwort Multimedia kann und sollte
man auch so verstehen, dass alle Medien, neue wie alte, im Rahmen
einer Medienintegration ihre jeweiligen Stärken entfalten
können. Man braucht hier keinen Widerspruch zu sehen, das
ergänzt sich beides.
Was nun die Enzyklopädien und Wörterbücher betrifft,
da bin ich ziemlich sicher, dass diese in digitaler Form - ob
das nun CD-ROM bleibt, oder ob das eines Tages in anderer Form
sein wird, soll dahingestellt bleiben - mit Sicherheit die Papierform
verdrängen werden. Man kann in digitalen Nachschlagewerken
einfach gezielter suchen und ist nicht an die durch das Buch vorgegebene
lineare Suche gebunden. Man hat wahlfreien Zugriff und kann jede
beliebige Information, die irgendwo im Text steht und einen interessiert,
abfragen. Man kann Suchworte kombinieren und kann die gefundene
Information in die eigenen elektronischen Texte übernehmen.
Von der Präsentation von Text, Bild, Bewegtbild und Ton in
einem einzigen Medium ganz zu schweigen. Für Belletristik
und andere Lesetexte gilt das freilich nicht. Ich kann mir aber
auch gut vorstellen, dass der Tag nicht fern ist, wo der erste
Roman auf CD-ROM mit Video-Einsprengseln die Grenzen zwischen
Literatur und Film sprengen wird. Damit wäre ein neues Genre
geboren.
Unikum:
Beim ersten Blick in das Medienlernzentrum könnte eine Assoziation
zu einem Sprachlabor entstehen. Warum sind diese Sprachlabore
in den 80er Jahren ziemlich schnell wieder verschwunden?
A.L.:
Das ist vermutlich mehr oder weniger ein politisches Problem.
Es ist so, dass das Sprachlabor und die ganze Art und Weise, wie
man im Sprachlabor unterrichtet und gelernt hat, gebunden ist
an eine spezifische Auffassung über das Lehren und Lernen
von Fremdsprachen. Diese Auffassung ist im Strukturalismus mit
seinen verschiedenen Spielarten begründet, aus dem sich die
audio-linguale Methode entwickelt hat. Bei dieser Methode hatten
die Lernenden ausschliesslich mit Schemata zu tun; es wurden ihnen
Stimuli übers Ohr präsentiert und sie mussten Responses
geben, so die Fachtermini. Man musste die Sätze entweder
negieren oder ins Positive wenden oder Hypothesen bilden usw.,
das war alles weit entfernt von realer Kommunikation. das heisst
aber nicht, dass das Sprachlabor als solches schlecht gewesen
wäre.
Man hätte damit ja auch andere Dinge tun können. Ich
glaube nicht, dass man dort hätte kommunikative Übungen
machen können, das wäre sicher schief gegangen - und
ist auch schief gegangen. Man hätte das Sprachlabor aber
verwenden können, um Aussprache- oder Hörverständnisübungen
zu machen, das ist immer noch sinnvoll. Wie soll man z.B. Arabisch
lernen ohne akustisches Vorbild? Warum gibt es heute so viele
Kassettenkurse? Damit wird offensichtlich ein Bedürfnis befriedigt.
Ich glaube, dass es einfach so war, dass ein ganzer Berufsstand
das Sprachlabor nicht mehr wollte. Die Lehrkräfte kamen vielleicht
auch nicht damit zurecht, und es gab keine geeigneten Lehrmittel,
und dann war es einfach abgeschafft. Es war einfach angehängt
an den Strukturalismus, und als seine Zeit vorbei war, war auch
die Zeit des Sprachlabors abgelaufen. Und neue didaktische Überlegungen,
wie das Sprachlabor praktisch einzusetzen wäre, wurden nicht
angestellt.
Unikum:
Gibt es also keine Möglichkeit mehr, im Medienlernzentrum
Sprachkassetten einzusetzen?
A.L.:
Doch. Wir haben im Medienlernzentrum Sprachlaboreinzelplätze,
wo die Studentinnen und Studenten nach eigenem Gusto Übungen
mit Kassetten machen können, aber es gibt nicht mehr den
big brother, der sich ohne Voranmeldung einschalten kann und kontrollieren
kann, was die Leute dort machen. Wir erinnern uns ja sicher alle
an unsere Sprachlaborzeiten, wo man nie wusste, wann die Lehrkraft
sich einschaltete.
Unikum:
Ja, die Beobachtung war allgegenwärtig. Viele Lernblockaden
haben sicher damit zu tun.
A.L.:
Klar! Das erzeugt einen didaktisch sinnlosen Druck. Ausserdem
sass man ja zu lang im Sprachlabor, 45 Minuten unter dem Kopfhörer
bei höchster Konzentration. Das musste einfach schiefgehen.
Unikum:
Du hast den Berufsstand angesprochen, Prof. Hogrefe hielt im letzten
Semester eine Vorlesung parallel mit Fribourg. Das auf der einen
Seite. Auf der anderen Seite haben wir heute Fernuniversitäten,
Videokonferenzen, vernetzte Lerneinheiten, an denen parallel mehrere
Universitäten gleichzeitig partizipieren können. Könnte
das bedeuten, dass eine Substitution eines Professors durch neue
Medien entstehen könnte? Oder anders ausgedrückt, werden
in absehbarer Zeit weniger Professoren an der Universität
am Rednerpult stehen, dafür aber die Studenten individueller
lernen?
A.L.:
Wenn jemand nur am Rednerpult steht und praktisch einen...
Unikum:
... Monolog...
A.L.:
... ja, einen Frontalunterricht abhält und nicht einmal auf
Fragen reagiert, ...
Unikum:
Das ist oft so!
A.L.:
... dann kann das bestens über Netze und mit Videokonferenzen
in alle Welt vermittelt werden. Man könnte diese Vorlesungen
auch aufzeichnen, archivieren und über Video on Demand, ein
weiteres Schlagwort in diesem Bereich, abfragbar machen. Allerdings
wird die Lehrkraft dadurch nicht überflüssig. Wenn die
auf diese Weise gewonnene Personalkapazität dafür verwendet
würde, dass man sich in Seminaren intensiver mit Einzelfragen
beschäftigt und mit den Studentinnen und Studenten zusammen
Projekte erarbeitet, dann wäre viel gewonnen. Wenn man also
die rein routinemässige...
Unikum:
... Vorarbeit...
A.L.:
... ja, die blanke Wissensvermittlung an Rechner oder zentrale
Medienträger abgibt und dafür mehr Zeit für die
studentische Betreuung einsetzt, dann wäre das ideal. Das
geht freilich nicht in allen Bereichen. Beim Sprachunterricht
können grammatische Erklärungen auf diese Weise ausgelagert
werden, kommunikative Übungen selbstverständlich nicht.
Damit keine Missverständnisse auftreten, möchte ich
noch sagen, dass ich die Initiative von Prof. Hogrefe, die Du
vorhin angesprochen hast, begrüsse. Ich habe das vor einem
Jahr mit Interesse im Unipress gelesen. Damit konnte vermieden
werden, dass die Veranstaltung nur in Bern oder nur in Fribourg
stattfand. Sie kam ja offensichtlich bei den Studierenden an,
und Fragen wurden via Datenleitung auch beantwortet.
Unikum:
Also, für Dich ist es nicht eine Lernrevolution, die sich
da anbahnen könnte? Mal abgesehen von Universitäten,
also z.B. bei Tagesschulen oder in der ganzen voruniversitären
Ausbildung. Dort besteht doch vermehrt die Möglichkeit, Wissensstoff
durch Animation oder durch praxisnahe Bilder aufzunehmen und nicht
einfach durch den üblichen Monolog eines Sekundarlehrers.
A.L.:
Ich glaube, dass der Begriff Revolution am Anfang einer Bewegung
immer sehr stark strapaziert wird. Wenn man zehn Jahre danach
zurückschaut, dann hat man oft ein déjà-vu-Erlebnis,
in irgendeiner Form. Findige Lehrkräfte bringen auch ohne
Computer praxisnahe Bilder und Animation in den Unterricht ein.
Ich würde eher von einer Evolution sprechen. Es ist ja so,
dass das Lehren und Lernen nicht im luftleeren Raum stattfindet,
sondern grundsätzlich den gesellschaftlichen Entwicklungen
ausgesetzt ist. Der Computer wurde nicht im Lernbereich erfunden,
sondern umgekehrt: Beim Lehren und Lernen wird auf den Computer
zurückgegriffen, der vorhanden ist, und man macht ihn sich
zunutze - ich spreche natürlich vom Idealfall, wo er sinnvoll
eingesetzt wird.
Als wirklich neues Potential der neuen Technologien kann man mit
Fug und Recht den hohen Grad an Individualisierung des Lernens
bezeichnen, der hier möglich wird - freilich nur wenn entsprechende
Programme zur Verfügung stehen und nicht bloss farbenprächtiger
Schnickschnack. Alle Lernenden haben Stärken und Schwächen,
nur liegen diese nicht immer auf dem selben Gebiet. Wollte eine
Lehrkraft in einer Unterrichtsstunde alle Fragen der Anwesenden
klären, wäre immer ein Teil über- oder unterfordert
und würde sich also langweilen. Hier kann mit Lernmodulen,
die von den Lernenden autonom ausgewählt und bearbeitet werden
können, wertvolle Unterrichtszeit für Lernprozesse gewonnen
werden, bei denen eine Lehrkraft unabdingbar ist.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der Mensch als soziales
Wesen die Kommunikation und die Nähe mit anderen Menschen
braucht. Das Grundproblem der persönlichen Betreuung in den
Bildungseinrichtungen wird in Zukunft möglicherweise noch
zunehmen, wenn die Lernenden in Medienlabors oder zu Hause vor
vernetzten Rechnern vereinsamen. Vielleicht heisst es dereinst,
wie schön muss doch die Zeit gewesen sein, in der die Lehrkraft
mit Kreide an die Tafel schrieb und auch die ausgefallensten Fragen
beantwortete.
Unikum:
Wobei das in einem Teil den Beobachtungen in Japan und in Kalifornien
widerspricht, wo bei Jugendlichen festgestellt wurde, dass sie
enorm spielerisch nur mit Maschinen lernen und im Prinzip keinen
Zugang mehr haben zur Kommunikation. Nur erzieherische Fragen
werden da noch durch die Lehrkraft behandelt, aber die reine Wissensvermittlung
wird dort nur noch von diesen Kindern durch Maschinen akzeptiert.
A.L.:
Nun, ob man die Situation in den USA und insbesondere in Japan
auf Europa und die Schweiz übertragen kann, da wäre
ich etwas vorsichtig, ausserdem ist das ja auch sicher nicht repräsentativ
für die beiden Länder.
Ich schliesse ja nicht aus, dass sich Rechner und neue Technologien
im Bildungsbereich durchsetzen werden. Das sind einfach die Medien
und Gegenstände, mit denen die junge Generation jetzt eben
aufwächst. Es wäre auch falsch, den Kindern zu sagen,
ihr müsst weg von den Apparaten. Die Kinder von heute spielen
ja mit - wie heissen die Geräte - Gameboys...
Unikum:
... oder Nintendo. Das ist genau die Vorbereitung, die Sensibilisierung
auf diese Maschinen hin.
A.L.
Die Kinder sind einfach darauf vorbereitet und betrachten diese
Apparate als einen Teil ihrer Welt. Wenn sie damit spielen, warum
sollen sie damit nicht auch lernen?
Ich habe kürzlich in einem Buch oder Artikel ein Zitat gelesen,
das ungefähr so lautete: "Wir müssen unsere Kinder
davor schützen, dass sie von den Realitäten des Lebens
abgelenkt werden und ihre Zeit mit solchem Zeug verschwenden."
Das Zitat hat mit Computern überhaupt nichts zu tun, es stammt
aus dem vergangenen Jahrhundert und bezog sich auf das zunehmende
Interesse der Jugendlichen an Literatur. Der Erzieher, der hier
zitiert wurde, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Unikum:
Schon damals war von sozialer Verarmung die Rede und von Kontaktarmut.
A.L.:
Ja, man sieht, das sind alles Themen, die auch schon früher
diskutiert wurden. Aber offensichtlich hat das Bücherlesen
über Jahrzehnte hinweg keinen Schaden angerichtet.
Jede Zeit hat ihre Medien. Ohne Weiterentwicklung würde die
Menschheit Informationen noch heute in Höhlenwände ritzen.
Höhlenmalerei ist schön - aber sie kann die Bedürfnisse
der schnellebigen Zeit von heute nicht mehr befriedigen. Da wir
die Zeitströmungen nicht ändern können, ist es
am besten, sich auf sie einzustellen. Das heisst nicht, dem Zeitgeist
blind zu folgen, aber sich mit ihm auseinandersetzen. Und eines
steht jetzt schon fest: Nach CD-ROM und den heutigen Computern
wird es sicher wieder neue Medien geben. Und neue Befürchtungen.
Natürlich muss man sehen, dass vor einer Maschine, die ja
menschähnlich reagiert, ...
Unikum:
... ja, sie wird so getrimmt.
A.L.:
... die Gefahr der Vereinzelung besteht. Aber wenn Eltern und
Lehrkräfte hier beobachten und angemessen gegensteuern, wird
es nicht mehr schaden, als wenn man jede Nacht bei Kerzenlicht
im Bett ein Buch liest, obwohl schon Schlafenszeit ist.
Unikum:
Schlussendlich entsteht auch immer die Frage, vor allem wenn man
von den Geräten ausgeht, ausserdem in einer Zeit der Budgetkürzung
und des knappen Geldes - die komplette Infrastruktur, was hat
das Ganze gekostet und werden diese Kosten auch den Ertrag erbringen?
War es den Aufwand wert?
A.L.
Ob es den Aufwand wert war, kann man natürlich erst sehen,
wenn das Ganze längere Zeit in Betrieb war, wenn es von den
Studentinnen und Studenten in Besitz genommen worden ist, wenn
es auch von den Lehrkräften angenommen worden ist, und wenn
die an der Universität Tätigen versuchen, Teile ihrer
Forschung und ihres Unterrichts auch abzustimmen auf die Möglichkeiten
des Medienlernzentrums und auch Medien bereitstellen, dann wird
man das bewerten können. Ich bin übrigens bereits jetzt
davon überzeugt, dass sich die Investition auszahlen wird.
Bereits während des provisorischen Betriebs, der im wesentlichen
auf das Fremdsprachenlernen beschränkt war, haben viele Studierende
den Weg in das Medienlernzentrum gefunden und schon von den wenigen
vorhandenen Übungen profitiert.
Was nun die Frage betrifft, wieviel die ganze Hardware gekostet
hat, so meine ich, kann man mit einer unspezifizierten Zahl, die
im Raum steht, wenig anfangen. Mit der Realisierung der 2. Ausbaustufe
im Lauf des Wintersemester werden wir im Medienlernzentrum zwanzig
Arbeitsstationen mit je zwei bis drei Geräten haben. Es sind
nicht nur Rechner darunter, sondern auch Videogeräte, Tonbandgeräte,
CD-Spieler, Sprachlaborplätze, Laserdiskspieler usw. Da kann
sich jeder ungefähr ausrechnen, was das kostet. Aber darauf
kommt es gar nicht an. Es kommt darauf an, was man in diesem Raum
mit den Apparaten macht.
In diesem Zusammenhang sollte man sich vielleicht auch einmal
fragen, was kostet eigentlich das Personal der Universität?
Was kostet ein Assistent, was kostet ein Lektor, was kostet ein
Professor im Jahr? Wieviele Stunden stehen die Lehrkräfte
den Studierenden zur Verfügung? Das Medienlernzentrum ist
jeden Tag geduldig von früh acht Uhr bis abends 20 Uhr geöffnet,
in den Ferien bis 18 Uhr. Man kann dort die verschiedensten Medien
einsetzen und auswerten, gleichzeitig können dort 30, 40
Studentinnen und Studenten alleine oder in Gruppen arbeiten. Das
ist alles völlig unbürokratisch geregelt. Wenn man die
Investitionen unter diesem Aspekt betrachtet, kann man schon jetzt
sagen, dass sich diese Einrichtung rentiert hat.
Ich möchte aber noch eines hinzufügen, wir haben bisher
noch nicht das Personal erwähnt.
Unikum:
Den Support also...
A.L.:
Ohne die tatkräftige Unterstützung durch die Basisbibliothek
könnte das Medienlernzentrum nicht bestehen. Apparate sind
nicht alles, sie sind nur eine Voraussetzung zur Arbeit mit den
Medien. Die Mitarbeiterinnen der Basisbibliothek kümmern
sich um die Katalogisierung der Medien, sehen in den Räumen
nach dem rechten, beschaffen eigene Medien, geben Auskünfte
und fungieren so als Schnittstelle zwischen den Benutzerinnen
und Benutzern auf der einen Seite und dem Medienlernzentrum auf
der anderen Seite. Aber auch ohne die engagierte Mitarbeit der
Assistenten unserer Abteilung, die ab Semesterbeginn auch als
Ansprechpartner im Medienlernzentrum anzutreffen sein werden,
könnten wir nicht mehr weitermachen. Vieles muss auch noch
hinter den Kulissen erledigt werden, was von den Benutzerinnen
und Benutzern gar nicht wahrgenommen wird. Man sieht, ohne den
"human factor" sind die meisten Apparate kaum zu gebrauchen,
es läuft letzten Endes eben doch wieder auf eine persönliche
Betreuung hinaus. Alleine schon deshalb werden Maschinen den Menschen
in der Ausbildung sicher nicht verdrängen.
Das Interview führte Max Kleiner