First published in Unikum 41, 1994, hrsg. StudentInnenschaft der Universität Bern
Max Kleiner interviewt Anton Lachner zum Lernen mit Medien

Neues Lernen

Unikum:
Es gibt ja die alte Sage und Legende über den Nürnberger Trichter. Hast Du den Eindruck, dass das neue interaktiv-multimediale Lernen eine Annäherung an diese bequeme Wissensbildung und -anhäufung bedeutet?

Anton Lachner:
Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als könnte man tatsächlich mit Multimedia und den ganzen neuen Technologien eigene Anstrengungen beim Lernen bequem überwinden oder sogar völlig abschaffen. Das ist allerdings nur auf den ersten Blick so, denn wenn man Wissen bzw. Daten auf sich einströmen lässt, ohne sie zu verarbeiten, dann gehen Sie in ein Sinnesorgan hinein und beim anderen wieder hinaus. Beim Nürnberger Trichter kamen die Daten schon wegen der Inkompatibilität der Schnittstelle gar nicht erst an. Und wenn es funktioniert hätte, dann hätte man die Informationen bestimmt sofort wieder vergessen, damit sie einem nicht unverarbeitet schwer im Magen liegen. Man muss also auch beim Einsatz neuer Medien den Kopf anstrengen und sich überlegen, was man mit den so zugänglichen Informationen macht.

Unikum:
Es braucht also trotzdem Zeit zum Verarbeiten, das umzusetzen
.

A.L.:
Selbstverständlich. Es ist halt nicht damit getan, Information einfach zu konsumieren oder zu sammeln und auf einem Berg von Informationen zu sitzen ohne darüber zu reflektieren. Es ist ja wie beim Fernsehen. Wir haben jetzt 30, 40 Kanäle, die via Kabel und Satellit zu uns kommen, darunter viele fremdsprachige, aber jeder Mensch hat nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung, und wenn man die täglich nötigen Verrichtungen davon abzieht, bleibt nicht mehr viel übrig, um sich mit dieser Informationsflut sinnvoll auseinanderzusetzen. Wenn man einfach durch die Kanäle zappt, und im Minutentakt der Fernbedienung Portugal, die Türkei, England usw. an sich vorbeiziehen lässt, dann erhält man auch kein vertieftes Verständnis von den kulturellen oder politischen Zusammenhängen in diesen Ländern. Wenn man die Informationen richtig und gewinnbringend verwenden und auswerten will, dann muss man sich einfach Zeit nehmen - das war ohne die neuen Medien ja auch nicht anders.

Unikum:
Meinst Du mit "richtig" zum Beispiel, dass informieren selektieren bedeutet. Man hat heute massenhaft Informationen. Man muss das Ganze filtern.

A.L.:
Das ist sicher ein wichtiger Aspekt, dass man sich überlegt, welche Informationen, die auf einen einströmen, sind die richtigen für mich und den Zweck, den ich verfolge. Ich glaube, dass es da vermutlich in der Zukunft - in naher Zukunft schon, auch im didaktischen Bereich - eine Herausforderung ist, sich auch Verfahren zu überlegen, um die Daten zu filtern. Ich meine, wenn jemand an einem elektronischen Netz, an einer Usergroup angeschlossen ist...

Unikum:
Das ist genau das. An einem Diskussionsforum...

A.L.:
... was da an Informationen auf einen alles einströmt! Man hat ja hier schon gar keine Zeit mehr, die einzelnen Informationen alle zu lesen. Und für Lernende, die ja oft ganz am Anfang stehen und gar nicht wissen, was sie erwartet, ist es um ein Vielfaches schwieriger, herauszufinden, was für sie eigentlich letzten Endes wichtig ist. Hier braucht es also Menschen, denn Programme können das sicher nicht leisten, die diese Informationen kanalisieren, klassifizieren, systematisieren, um sie dann letzten Endes auch adressatenspezifisch verfügbar zu machen.

Unikum:
Zur nächsten Frage. Ich bekam einen Eindruck vom Medienlernzentrum, sah Tür an Tür, parallel dazu die Regale der Basisbibliothek voll Bücher mit tollen Einbänden und Titeln, noch echte analoge Ware. Wird es nach Deiner Einschätzung in absehbarer Zeit möglich sein - oder besteht eine Gefahr -, dass z.B. CD-ROMs Enzyklopädien aus diesen Regalen verdrängen. Oder anders gefragt, sind CD-ROMS die Konkurrenz zu Büchern?

A.L.:
Das Medienlernzentrum wurde bewusst so konzipiert, dass es in räumlicher Einheit zur Basisbibliothek steht. Es soll hier kein Widerspruch der Medien zementiert werden, sondern diese Nähe verkörpert vielmehr die komplementäre Einheit der verschiedenen Medientypen. Wenn man heute von Medien spricht, meint man oft fälschlicherweise nur die neuen Medien, obwohl die Bücher ja auch dazugehören. Das Schlagwort Multimedia kann und sollte man auch so verstehen, dass alle Medien, neue wie alte, im Rahmen einer Medienintegration ihre jeweiligen Stärken entfalten können. Man braucht hier keinen Widerspruch zu sehen, das ergänzt sich beides.
Was nun die Enzyklopädien und Wörterbücher betrifft, da bin ich ziemlich sicher, dass diese in digitaler Form - ob das nun CD-ROM bleibt, oder ob das eines Tages in anderer Form sein wird, soll dahingestellt bleiben - mit Sicherheit die Papierform verdrängen werden. Man kann in digitalen Nachschlagewerken einfach gezielter suchen und ist nicht an die durch das Buch vorgegebene lineare Suche gebunden. Man hat wahlfreien Zugriff und kann jede beliebige Information, die irgendwo im Text steht und einen interessiert, abfragen. Man kann Suchworte kombinieren und kann die gefundene Information in die eigenen elektronischen Texte übernehmen. Von der Präsentation von Text, Bild, Bewegtbild und Ton in einem einzigen Medium ganz zu schweigen. Für Belletristik und andere Lesetexte gilt das freilich nicht. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass der Tag nicht fern ist, wo der erste Roman auf CD-ROM mit Video-Einsprengseln die Grenzen zwischen Literatur und Film sprengen wird. Damit wäre ein neues Genre geboren.

Unikum:
Beim ersten Blick in das Medienlernzentrum könnte eine Assoziation zu einem Sprachlabor entstehen. Warum sind diese Sprachlabore in den 80er Jahren ziemlich schnell wieder verschwunden?

A.L.:
Das ist vermutlich mehr oder weniger ein politisches Problem. Es ist so, dass das Sprachlabor und die ganze Art und Weise, wie man im Sprachlabor unterrichtet und gelernt hat, gebunden ist an eine spezifische Auffassung über das Lehren und Lernen von Fremdsprachen. Diese Auffassung ist im Strukturalismus mit seinen verschiedenen Spielarten begründet, aus dem sich die audio-linguale Methode entwickelt hat. Bei dieser Methode hatten die Lernenden ausschliesslich mit Schemata zu tun; es wurden ihnen Stimuli übers Ohr präsentiert und sie mussten Responses geben, so die Fachtermini. Man musste die Sätze entweder negieren oder ins Positive wenden oder Hypothesen bilden usw., das war alles weit entfernt von realer Kommunikation. das heisst aber nicht, dass das Sprachlabor als solches schlecht gewesen wäre.
Man hätte damit ja auch andere Dinge tun können. Ich glaube nicht, dass man dort hätte kommunikative Übungen machen können, das wäre sicher schief gegangen - und ist auch schief gegangen. Man hätte das Sprachlabor aber verwenden können, um Aussprache- oder Hörverständnisübungen zu machen, das ist immer noch sinnvoll. Wie soll man z.B. Arabisch lernen ohne akustisches Vorbild? Warum gibt es heute so viele Kassettenkurse? Damit wird offensichtlich ein Bedürfnis befriedigt. Ich glaube, dass es einfach so war, dass ein ganzer Berufsstand das Sprachlabor nicht mehr wollte. Die Lehrkräfte kamen vielleicht auch nicht damit zurecht, und es gab keine geeigneten Lehrmittel, und dann war es einfach abgeschafft. Es war einfach angehängt an den Strukturalismus, und als seine Zeit vorbei war, war auch die Zeit des Sprachlabors abgelaufen. Und neue didaktische Überlegungen, wie das Sprachlabor praktisch einzusetzen wäre, wurden nicht angestellt.

Unikum:
Gibt es also keine Möglichkeit mehr, im Medienlernzentrum Sprachkassetten einzusetzen?

A.L.:
Doch. Wir haben im Medienlernzentrum Sprachlaboreinzelplätze, wo die Studentinnen und Studenten nach eigenem Gusto Übungen mit Kassetten machen können, aber es gibt nicht mehr den big brother, der sich ohne Voranmeldung einschalten kann und kontrollieren kann, was die Leute dort machen. Wir erinnern uns ja sicher alle an unsere Sprachlaborzeiten, wo man nie wusste, wann die Lehrkraft sich einschaltete.

Unikum:
Ja, die Beobachtung war allgegenwärtig. Viele Lernblockaden haben sicher damit zu tun.

A.L.:
Klar! Das erzeugt einen didaktisch sinnlosen Druck. Ausserdem sass man ja zu lang im Sprachlabor, 45 Minuten unter dem Kopfhörer bei höchster Konzentration. Das musste einfach schiefgehen.

Unikum:
Du hast den Berufsstand angesprochen, Prof. Hogrefe hielt im letzten Semester eine Vorlesung parallel mit Fribourg. Das auf der einen Seite. Auf der anderen Seite haben wir heute Fernuniversitäten, Videokonferenzen, vernetzte Lerneinheiten, an denen parallel mehrere Universitäten gleichzeitig partizipieren können. Könnte das bedeuten, dass eine Substitution eines Professors durch neue Medien entstehen könnte? Oder anders ausgedrückt, werden in absehbarer Zeit weniger Professoren an der Universität am Rednerpult stehen, dafür aber die Studenten individueller lernen?

A.L.:
Wenn jemand nur am Rednerpult steht und praktisch einen...

Unikum:
... Monolog...

A.L.:
... ja, einen Frontalunterricht abhält und nicht einmal auf Fragen reagiert, ...

Unikum:
Das ist oft so!

A.L.:
... dann kann das bestens über Netze und mit Videokonferenzen in alle Welt vermittelt werden. Man könnte diese Vorlesungen auch aufzeichnen, archivieren und über Video on Demand, ein weiteres Schlagwort in diesem Bereich, abfragbar machen. Allerdings wird die Lehrkraft dadurch nicht überflüssig. Wenn die auf diese Weise gewonnene Personalkapazität dafür verwendet würde, dass man sich in Seminaren intensiver mit Einzelfragen beschäftigt und mit den Studentinnen und Studenten zusammen Projekte erarbeitet, dann wäre viel gewonnen. Wenn man also die rein routinemässige...

Unikum:
... Vorarbeit...

A.L.:
... ja, die blanke Wissensvermittlung an Rechner oder zentrale Medienträger abgibt und dafür mehr Zeit für die studentische Betreuung einsetzt, dann wäre das ideal. Das geht freilich nicht in allen Bereichen. Beim Sprachunterricht können grammatische Erklärungen auf diese Weise ausgelagert werden, kommunikative Übungen selbstverständlich nicht.
Damit keine Missverständnisse auftreten, möchte ich noch sagen, dass ich die Initiative von Prof. Hogrefe, die Du vorhin angesprochen hast, begrüsse. Ich habe das vor einem Jahr mit Interesse im Unipress gelesen. Damit konnte vermieden werden, dass die Veranstaltung nur in Bern oder nur in Fribourg stattfand. Sie kam ja offensichtlich bei den Studierenden an, und Fragen wurden via Datenleitung auch beantwortet.

Unikum:
Also, für Dich ist es nicht eine Lernrevolution, die sich da anbahnen könnte? Mal abgesehen von Universitäten, also z.B. bei Tagesschulen oder in der ganzen voruniversitären Ausbildung. Dort besteht doch vermehrt die Möglichkeit, Wissensstoff durch Animation oder durch praxisnahe Bilder aufzunehmen und nicht einfach durch den üblichen Monolog eines Sekundarlehrer
s.

A.L.:
Ich glaube, dass der Begriff Revolution am Anfang einer Bewegung immer sehr stark strapaziert wird. Wenn man zehn Jahre danach zurückschaut, dann hat man oft ein déjà-vu-Erlebnis, in irgendeiner Form. Findige Lehrkräfte bringen auch ohne Computer praxisnahe Bilder und Animation in den Unterricht ein. Ich würde eher von einer Evolution sprechen. Es ist ja so, dass das Lehren und Lernen nicht im luftleeren Raum stattfindet, sondern grundsätzlich den gesellschaftlichen Entwicklungen ausgesetzt ist. Der Computer wurde nicht im Lernbereich erfunden, sondern umgekehrt: Beim Lehren und Lernen wird auf den Computer zurückgegriffen, der vorhanden ist, und man macht ihn sich zunutze - ich spreche natürlich vom Idealfall, wo er sinnvoll eingesetzt wird.
Als wirklich neues Potential der neuen Technologien kann man mit Fug und Recht den hohen Grad an Individualisierung des Lernens bezeichnen, der hier möglich wird - freilich nur wenn entsprechende Programme zur Verfügung stehen und nicht bloss farbenprächtiger Schnickschnack. Alle Lernenden haben Stärken und Schwächen, nur liegen diese nicht immer auf dem selben Gebiet. Wollte eine Lehrkraft in einer Unterrichtsstunde alle Fragen der Anwesenden klären, wäre immer ein Teil über- oder unterfordert und würde sich also langweilen. Hier kann mit Lernmodulen, die von den Lernenden autonom ausgewählt und bearbeitet werden können, wertvolle Unterrichtszeit für Lernprozesse gewonnen werden, bei denen eine Lehrkraft unabdingbar ist.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der Mensch als soziales Wesen die Kommunikation und die Nähe mit anderen Menschen braucht. Das Grundproblem der persönlichen Betreuung in den Bildungseinrichtungen wird in Zukunft möglicherweise noch zunehmen, wenn die Lernenden in Medienlabors oder zu Hause vor vernetzten Rechnern vereinsamen. Vielleicht heisst es dereinst, wie schön muss doch die Zeit gewesen sein, in der die Lehrkraft mit Kreide an die Tafel schrieb und auch die ausgefallensten Fragen beantwortete.

Unikum:
Wobei das in einem Teil den Beobachtungen in Japan und in Kalifornien widerspricht, wo bei Jugendlichen festgestellt wurde, dass sie enorm spielerisch nur mit Maschinen lernen und im Prinzip keinen Zugang mehr haben zur Kommunikation. Nur erzieherische Fragen werden da noch durch die Lehrkraft behandelt, aber die reine Wissensvermittlung wird dort nur noch von diesen Kindern durch Maschinen akzeptiert.

A.L.:
Nun, ob man die Situation in den USA und insbesondere in Japan auf Europa und die Schweiz übertragen kann, da wäre ich etwas vorsichtig, ausserdem ist das ja auch sicher nicht repräsentativ für die beiden Länder.
Ich schliesse ja nicht aus, dass sich Rechner und neue Technologien im Bildungsbereich durchsetzen werden. Das sind einfach die Medien und Gegenstände, mit denen die junge Generation jetzt eben aufwächst. Es wäre auch falsch, den Kindern zu sagen, ihr müsst weg von den Apparaten. Die Kinder von heute spielen ja mit - wie heissen die Geräte - Gameboys...

Unikum:
... oder Nintendo. Das ist genau die Vorbereitung, die Sensibilisierung auf diese Maschinen hin.

A.L.
Die Kinder sind einfach darauf vorbereitet und betrachten diese Apparate als einen Teil ihrer Welt. Wenn sie damit spielen, warum sollen sie damit nicht auch lernen?
Ich habe kürzlich in einem Buch oder Artikel ein Zitat gelesen, das ungefähr so lautete: "Wir müssen unsere Kinder davor schützen, dass sie von den Realitäten des Lebens abgelenkt werden und ihre Zeit mit solchem Zeug verschwenden." Das Zitat hat mit Computern überhaupt nichts zu tun, es stammt aus dem vergangenen Jahrhundert und bezog sich auf das zunehmende Interesse der Jugendlichen an Literatur. Der Erzieher, der hier zitiert wurde, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

Unikum:
Schon damals war von sozialer Verarmung die Rede und von Kontaktarmut.

A.L.:
Ja, man sieht, das sind alles Themen, die auch schon früher diskutiert wurden. Aber offensichtlich hat das Bücherlesen über Jahrzehnte hinweg keinen Schaden angerichtet.
Jede Zeit hat ihre Medien. Ohne Weiterentwicklung würde die Menschheit Informationen noch heute in Höhlenwände ritzen. Höhlenmalerei ist schön - aber sie kann die Bedürfnisse der schnellebigen Zeit von heute nicht mehr befriedigen. Da wir die Zeitströmungen nicht ändern können, ist es am besten, sich auf sie einzustellen. Das heisst nicht, dem Zeitgeist blind zu folgen, aber sich mit ihm auseinandersetzen. Und eines steht jetzt schon fest: Nach CD-ROM und den heutigen Computern wird es sicher wieder neue Medien geben. Und neue Befürchtungen.
Natürlich muss man sehen, dass vor einer Maschine, die ja menschähnlich reagiert, ...

Unikum:
... ja, sie wird so getrimmt.

A.L.:
... die Gefahr der Vereinzelung besteht. Aber wenn Eltern und Lehrkräfte hier beobachten und angemessen gegensteuern, wird es nicht mehr schaden, als wenn man jede Nacht bei Kerzenlicht im Bett ein Buch liest, obwohl schon Schlafenszeit ist.

Unikum:
Schlussendlich entsteht auch immer die Frage, vor allem wenn man von den Geräten ausgeht, ausserdem in einer Zeit der Budgetkürzung und des knappen Geldes - die komplette Infrastruktur, was hat das Ganze gekostet und werden diese Kosten auch den Ertrag erbringen? War es den Aufwand wert?

A.L.
Ob es den Aufwand wert war, kann man natürlich erst sehen, wenn das Ganze längere Zeit in Betrieb war, wenn es von den Studentinnen und Studenten in Besitz genommen worden ist, wenn es auch von den Lehrkräften angenommen worden ist, und wenn die an der Universität Tätigen versuchen, Teile ihrer Forschung und ihres Unterrichts auch abzustimmen auf die Möglichkeiten des Medienlernzentrums und auch Medien bereitstellen, dann wird man das bewerten können. Ich bin übrigens bereits jetzt davon überzeugt, dass sich die Investition auszahlen wird. Bereits während des provisorischen Betriebs, der im wesentlichen auf das Fremdsprachenlernen beschränkt war, haben viele Studierende den Weg in das Medienlernzentrum gefunden und schon von den wenigen vorhandenen Übungen profitiert.
Was nun die Frage betrifft, wieviel die ganze Hardware gekostet hat, so meine ich, kann man mit einer unspezifizierten Zahl, die im Raum steht, wenig anfangen. Mit der Realisierung der 2. Ausbaustufe im Lauf des Wintersemester werden wir im Medienlernzentrum zwanzig Arbeitsstationen mit je zwei bis drei Geräten haben. Es sind nicht nur Rechner darunter, sondern auch Videogeräte, Tonbandgeräte, CD-Spieler, Sprachlaborplätze, Laserdiskspieler usw. Da kann sich jeder ungefähr ausrechnen, was das kostet. Aber darauf kommt es gar nicht an. Es kommt darauf an, was man in diesem Raum mit den Apparaten macht.
In diesem Zusammenhang sollte man sich vielleicht auch einmal fragen, was kostet eigentlich das Personal der Universität? Was kostet ein Assistent, was kostet ein Lektor, was kostet ein Professor im Jahr? Wieviele Stunden stehen die Lehrkräfte den Studierenden zur Verfügung? Das Medienlernzentrum ist jeden Tag geduldig von früh acht Uhr bis abends 20 Uhr geöffnet, in den Ferien bis 18 Uhr. Man kann dort die verschiedensten Medien einsetzen und auswerten, gleichzeitig können dort 30, 40 Studentinnen und Studenten alleine oder in Gruppen arbeiten. Das ist alles völlig unbürokratisch geregelt. Wenn man die Investitionen unter diesem Aspekt betrachtet, kann man schon jetzt sagen, dass sich diese Einrichtung rentiert hat.
Ich möchte aber noch eines hinzufügen, wir haben bisher noch nicht das Personal erwähnt.

Unikum:
Den Support also...

A.L.:
Ohne die tatkräftige Unterstützung durch die Basisbibliothek könnte das Medienlernzentrum nicht bestehen. Apparate sind nicht alles, sie sind nur eine Voraussetzung zur Arbeit mit den Medien. Die Mitarbeiterinnen der Basisbibliothek kümmern sich um die Katalogisierung der Medien, sehen in den Räumen nach dem rechten, beschaffen eigene Medien, geben Auskünfte und fungieren so als Schnittstelle zwischen den Benutzerinnen und Benutzern auf der einen Seite und dem Medienlernzentrum auf der anderen Seite. Aber auch ohne die engagierte Mitarbeit der Assistenten unserer Abteilung, die ab Semesterbeginn auch als Ansprechpartner im Medienlernzentrum anzutreffen sein werden, könnten wir nicht mehr weitermachen. Vieles muss auch noch hinter den Kulissen erledigt werden, was von den Benutzerinnen und Benutzern gar nicht wahrgenommen wird. Man sieht, ohne den "human factor" sind die meisten Apparate kaum zu gebrauchen, es läuft letzten Endes eben doch wieder auf eine persönliche Betreuung hinaus. Alleine schon deshalb werden Maschinen den Menschen in der Ausbildung sicher nicht verdrängen.

Das Interview führte Max Kleiner



Anton Lachner ist Leiter der Abteilung für angewandte Linguistik und unterrichtet Chinesisch. Er koordiniert die Tätigkeit des Medienlernzentrums.

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